Blanka Dreifus lebte zur Zeit des Nationalsozialismus mit ihrer Familie in der Winzler Straße in einem Haus auf dem Schulgelände der Matzenbergschule. Im Zuge des nationalsozialistischen Vernichtungswahns kam Blanka Dreifus im Judenghetto Lodz ums Leben.
Zur Einweihung der Gedenktafel an der Matzenbergschule trugen die Schülerinnen und Schüler im Beisein des Pirmasenser Oberbürgermeisters Dr. Matheis und zahlreicher Gäste und Interessenten ihren Text vor.
2012 informierte Frau Streppel, Vorsitzende des Arbeitskreises „Geschichte der Juden in Pirmasens“ die Matzenbergschule, dass Blanka Dreifus, ein Opfer der Nazidiktatur und des Holocaust auf dem Gelände der Matzenbergschule gelebt habe. In Hamburg seien für Blanka und ihren Mann Max Stolpersteine verlegt worden.
Externe Links zu den Stolpersteinen in Hamburg:
http://stolpersteine-hamburg.de/index.php?&LANGUAGE=DE&MAIN_ID=7&BIO_ID=3283
http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=3282
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 250 jährigen Stadtfest der Stadt Pirmasens stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Berufsreifeklasse im Geschichtsunterricht die Aufgabe, zur Geschichte der Familie Dreifus und allgemein zur Geschichte der Juden in Pirmasens von 1933-45 zu forschen.
Für die Schülerinnen und Schüler war es spannend anhand einer konkreten Familiengeschichte die nationalsozialistische Diktatur aufzuarbeiten.
Bezüglich der Pogromnacht 1938 fand sich ein schockierendes Textdokument, dass Schüler der ehemaligen Volksschule am Matzenberg von ihrem Lehrer aufgehetzt wurden und von der Schule loszogen, um Steine in jüdische Geschäfte zu werfen. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr betroffen, dass ihre Schule Ausgangspunkt von Hass und Gewalt war. Auch dies war ein weiterer konkreter Anlass für eine grundlegende Beschäftigung.
Das Projekt weitete sich aus und entwickelte sich rasch zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit jüdischem Leben und jüdischer Kultur.
Ein Höhepunkt für die Schülerinnen und Schüler war ihre Projektpräsentation im Rahmen des Schulfestes 2013.
Informationstafeln wurden gestaltet und im Eingangsbereich der Schule von der Berufsreifeklasse präsentiert.
In den Folgejahren waren die erstellten Plakate und angeschafften Materialien immer wieder hilfreich für den Unterricht, der immer, wenn es um die Judenverfolgung im Nationalsozialismus ging, seinen Ausgangspunkt in der Beschäftigung mit Familie Dreifus nahm.
Als die Anbringung einer Gedenktafel für Blanka Dreifus 2017 konkret wurde, ergab sich nach den Sommerferien für die neue Berufsreifeklasse die Möglichkeit einer erneuten vertieften Auseinandersetzung.
Frau Streppel versorgte uns mit weiterem Quellenmaterial, Kopien der Kennkarten und weiteres. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr motiviert, den Text für den QR-Code zu formulieren, da das Smartphone ja mittlerweile zum Alltagsgegenstand der Jugendlichen geworden ist.
Gedenkprojekt der Stadt Pirmasens
Tafel für Blanka Dreifus an der Matzenbergschule
Zusätzlich bot die Beschäftigung mit dem Schicksal der Familie Kusel, die unweit der Schule in der alten Häfnersgasse lebte, einen weiteren und neuen Ausgangspunkt für weitere Überlegungen.
Für Blanka Dreifus und ihre Familie erstellten die Schülerinnen und Schüler ein Plakat für einen Schaukasten im Eingangsbereich der Schule, der den Eltern und Gästen der Schule die Möglichkeit gibt, sich zu informieren.
Zur Einweihung der Gedenktafel an der Matzenbergschule trugen die Schülerinnen und Schüler im Beisein des Pirmasenser Oberbürgermeisters Dr. Matheis und zahlreicher Gäste und Interessenten ihren Text vor.
Herrn Daniel Hirsch, ein Nachfahre der Familie Kusel unterstützten die Schülerinnen und Schüler bei seiner Präsentation in der Alten Häfnersgasse.
Am Folgetag besuchte Herr Hirsch die Matzenbergschule und wurde von den interessierten Schülerinnen und Schülern interviewt.
Den von der Klasse als Gemeinschaftsarbeit verfassten Text zu Blanka Dreifus können Sie nachfolgend lesen:
Hier in der Winzler Straße auf dem Gelände der Matzenbergschule lebte Blanka Dreifus mit ihrem Mann Max Dreifus und dem gemeinsamen Sohn Erich in einer Vierzimmerwohnung. Das Haus mit der Nummer 36 steht heute nicht mehr.
Blanka Dreifus wurde am 14.03.1888 in Gießen geboren, ihr Mann Max wurde am 05.06.1884 in Pirmasens geboren. Der gemeinsame Sohn Erich kam am 21.11.1913 in Pirmasens zur Welt.
Max Dreifus hatte seit 1917 eine kleine Schuhfabrik besessen, die 1924 Konkurs anmeldete und geschlossen wurde.
Erich hat das Gymnasium in Pirmasens und nach dem Abitur die Schuhfachschule besucht.
Pirmasens lag in der sogenannten „Roten Zone“ und wurde am 01.09.1939 mit Beginn des Zweiten Weltkrieges und dem Überfall auf Polen evakuiert. Alle Menschen mussten Pirmasens verlassen. Blanka und Max wählten Hamburg als Zufluchtsort aus. Ihr Sohn Erich ist im Januar 1939 in die USA ausgewandert und hat später eine Schuhfabrik gegründet.
Im Gegensatz zu ihren Mitbürgern durften Juden nicht dauerhaft nach Pirmasens zurückkehren. Blanka und Max sahen ihre Heimat nie wieder.
In Hamburg kamen sie am Anfang in einem Haus der jüdischen Gemeinde unter. Ab Oktober 1940 lebten sie zur Untermiete bei der Nichte von Blanka in der Iserstraße 96.
Max Dreifus starb in Hamburg am 12.09.1941 an einem Herzinfarkt. Er hatte schon in Pirmasens zwei Schlaganfälle gehabt und war teilweise gelähmt.
Blanka wurde am 25.10.1941 mit dem ersten Transport in das von den Nationalsozialisten errichtete Ghetto nach Lodz deportiert. Dort starb sie am 05.06.1942. Die genaue Todesursache ist unbekannt. Die Zustände im Ghetto waren unmenschlich, viele Menschen starben an Unterernährung und schweren Krankheiten, die meisten wurden weiter in die Vernichtungslager Chelmo und Auschwitz deportiert.
Zum Gedenken an Blanka und Max Dreifus wurden in Hamburg an ihrem letzten Wohnort Stolpersteine verlegt.
Pirmasens im September 2017, Klasse 10 der Matzenbergschule
Zahlreiche Menschen unterstützen uns, denen herzlich gedankt sei:
Frau Streppel, die immer wieder Kontakte vermittelte und Material empfahl.
Herr Ottmar Weber, pensionierter Studienrat, der uns durch die Stadt Pirmasens führte und Orte früheren jüdischen Lebens zeigte.
Herr Ernst Becker als Zeitzeuge, der den Schülerinnen und Schülern bei einem Interview Rede und Antwort stand.
Herr Daniel Nemirovsky von der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, der uns den jüdischen Glauben näherbrachte.
Die Klassenlehrerin Frau Stöbener, die mit der Klasse die Gedenkstätte Natzweiler-Struthof im Elsass besuchte.